Voller Vorfreude machten wir uns erneut auf den Weg nach Neukladow. Künstler und Veranstalterin luden uns ein, einige der nun vollendeten Kunstwerke zu sehen.
Das, was wir vorfanden, entpuppte sich nicht nur als Kunstgenuss, sondern es entwickelte sich im Laufe des Nachmittags eine ganz besondere, feinsinnige Atmosphäre. Das geschah vorrangig durch die Hängung und Wirkung der Bilder. Zuletzt sahen wir sie draußen unter freiem Himmel, sahen ihr Entstehen, ihren Werdegang, sahen, wie die Pinselstriche gesetzt wurden, sahen die kritischen Blicke der Künstler auf die eigenen Produkte. (Siehe Reportage „Eine neue Künstlerkolonie?“)
Nun stehen die Maler stolz im Raum, erzählen über sie und auch über ihre Kunst im Allgemeinen. Eine festliche Stimmung kommt auf. Die Natur hat Einzug gehalten in die Wände des Gutshofes. Die Räume erscheinen größer, jedes Bild spricht seine eigene Sprache. Auf den Gesichtern der Gäste Entspannung, Freude, Staunen. Man bleibt stehen, tritt zurück, schaut immer wieder auf das Bild, tauscht sich mit dem Künstler oder der Künstlerin aus.
Neben der bildenden Kunst kamen alle Besucher am späteren Nachmittag auch noch in den Genuss literarischer und musikalischer Vorträge. Der Maler Matthias Koeppel rezitierte die Ballade „Der Landschaftsmaler“ und die Cellistin Julia Kursawe spielte ein Stück auf einem barocken Cello. Als wir alle da auf der kleinen Empore mit den Säulen standen, vor uns die spielende Cellistin, hinter uns die Bilder und in Erinnerung noch die Ballade – war das ein erhebendes Gefühl. So in etwa muss es den Romantikern mit ihrer Universalpoesie ergangen sein. Ein bisschen sentimental, ein bisschen in höhere Sphären gehoben. Dass es uns nicht alleine so erging, zeigten die aufmerksamen Gesichter der Anwesenden und die zahlreichen Spaziergänger im Gutspark, die fasziniert unten auf der Wiese stehen blieben, um dem Spiel zu lauschen. Wir spürten die Sehnsucht der Menschen nach Begegnungen, wir spürten, dass die Sinne der Menschen für Schönes weit geöffnet sind. Wir spürten die Dankbarkeit hinter all den Masken, die Dankbarkeit, dass eine solche Veranstaltung möglich ist in dieser Zeit. Wir sahen schon viele Kunstausstellungen in Paris, Barcelona, Zürich, Bern, Saint Paul, Louisiana usw., jedoch nirgends spürten wir diese Unmittelbarkeit, diesen Fluss von Kunst, Kultur, Mensch und Natur.
Dazwischen lädt das kleine Gutshofrestaurant mit dem weiten Blick auf die Havel zu einer herzhaften oder süßen kulinarischen Pause ein.
Oft wird in dieser Zeit darüber philosophiert, welche Veränderungen Corona im Wesen und im Verhalten der Menschen bewirken wird oder kann. Wir sind davon überzeugt, dass es eher solche kleinen Events sind, die wir brauchen, die uns glücklich machen – wo sich die Menschen begegnen, wo sie sich wiederfinden, Anregungen für sich selbst mitnehmen und tatsächliche (nicht nur virtuelle) Kontakte knüpfen können. Es war eine Veranstaltung, die den Dialog der Menschen untereinander förderte – und das nicht nur zu künstlerischen Aspekten, denn am Rande sprach man auch über politischen Themen. Uns war der Tag eine Freude und wir hoffen, dass das Pleinair im Gutspark Neukladow wird zur Tradition wird!
Mitgenommen ins Leben
Menschliche Nähe, die Hoffnung gibt
Links
- Guthmann-Akademie
https://guthmannblog.wordpress.com/ - Julia Kursawe – juliakursawe.de/
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