„Kunst kennt keine Ausgangssperre“

in Berlin – Schöneweide

Schöneweide – das „Schön“ im Namen dieses Ortsteils will entdeckt werden! Kommt man am S-Bahnhof Schöneweide an, wird man von einer Baustelle empfangen, die einmal ein neuer Bahnhof mit schönem Vorplatz werden will. Man überquert die Schnellerstraße an der Ampel und biegt in der Nähe der Mittelpunktbibliothek in Richtung Spree ab, überquert den Kaisersteg mit dem schönen Ausblick nach beiden Seiten. Und da sind sie schon! Die Reinbeckhallen mit ihrer Ausstellung „Berlin 1945-2000“.

Kunst kennt keine Ausgangssperre

Doch zunächst führt uns der Weg in ein anderes Gebäude – ins Haus 59 der Rathenauhallen. Hier werden wir von zwei engagierten Künstlerinnen empfangen: Elfi Greb und Sophie Fensch. Wir erfahren, dass es sich um eine Ausstellung verschiedener Künstler und Künstlerinnen handelt, denen fern von materiellen Interessen die Möglichkeit gegeben wird, ihre Kunst in Corona-Zeiten zu zeigen. Ermöglicht wird das von „künstlerduo kunstopfer“, auf deren Website unter dem Sloagan: „Kunst will gesehen werden“ die gesamte Ausstellung auch virtuell verfolgt werden kann.
Wie alle Hallen hier in Schöneweide bildet das Morbide und Verlassene der Rathenau Hallen natürlich eine besonders wirkungsvolle Kulisse für ein Kunstwerk – dienen als Gegensatz oder Verstärkung der Wirkung von Kunst. Nicht nur deshalb lohnt sich der reale Rundgang, denn auch die Gespräche mit den beiden Künstlerinnen bereichern uns sehr.

Down by the River

Unser nächstes Ziel sind die Treptow-Ateliers, Künstler, denen ihr Atelierhaus in Baumschulenweg genommen wurde und die hier ein temporäres Übergangsquartier erhielten. Auch hier – Künstler selbst vor Ort. Die Kunstwerke wirken verloren in den großen Hallen. Gerade diese Sparsamkeit und der langsame aber stetige Verfall des Gebäudes machen die Präsentation der Bilder und Installationen so interessant. Dieser unendliche Raum, der die Sicht auf weitere Hallen, den Himmel und die Spree manchmal durch die Kunstwerke hindurch zulässt, fasziniert! Es sind widersprüchliche Gefühle, denen man hier ausgesetzt ist – einerseits sehr beeindruckende Werke, andererseits ein verfallendes Gebäude, das durch ein großes Engagement junger Künstler zum Ausstellungraum für „Down by the river“ wird. Respekt!

Berlin 1945-2000 A Photographic Subject

In den Reinbeckhallen sind insgesamt drei Ausstellungen zu sehnen. Berlin 1945-2000. 23 Fotografen und Fotografinnen aus beiden Teilen Berlins zeigen die wechselvolle Geschichte in beeindruckenden Fotos. In uns hinterlässt die Ausstellung Traurigkeit. Die authentischen Bilder vermitteln den Eindruck einer ständigen Welle von Zerstörung und Aufbau, Kommen und Gehen – das Gefühl ständiger Veränderungen (nicht immer zum besten) – aber so ist Berlin ja auch!

Bilder sind aufgehobene Zeit

Nebenan beeindrucken 2 Ausstellungen der Loock Galerie: Mandfred Paul „Bilder sind aufgehobene Zeit“ zeigt intime Aufnahmen zweier Primaballerinas hinter den Kulissen, wodurch sich dem Betrachter ein Einblick in die zugleich zerbrechlich erscheinenden als auch starken Charaktere eröffnet. Sehr sehenswert!
Die zweite Ausstellung zeigt Fotos des amerikanischen Fotografen Gregory Halpern.

… und

Um ein kleines Gesamtbild von Schöneweide zu geben, erwähnen wir unsere eigene Ausstellung in der Kranbar, den Industriesalon, die Novilla und die Galerie Schöne-Weide, was wir an diesem Tag leider nicht mehr schaffen. Dafür aber Kaffee und Kuchen im kleinen Café Schmackofatz am Fuße des Kaiserstegs – sehr lecker, guter Kaffee, kleine sehr feine Karte und sehr nette Bedienung.

Mitgenommen ins Leben

  • Schöneweide entwickelt sich zu einem beachtenswerten Kunstzentrum.
  • In Schöneweide wird Kunst erlebbar durch die Begegnung mit Künstlern und ihren Werken.

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