Flüchtlingshilfe – ein Selbstversuch Band 1 (2015/16)


Ich erzähle die Geschichte von Familien, die zu meiner eigenen wird. Ich fühlte mich im Sommer 2015 angesprochen vom „Wir schaffen das“. Ich zeige in diesem Buch auf, was es ist, „was da geschafft“ werden will. Ich gehe in eine Turnhalle im Stadtbezirk Treptow/ Köpenick. Dort lerne ich Flüchtlingsfamilien kennen.

Leseprobe:

2. 2.15
Flüchtlingsunterkunft Glienicker Straße – eine Doppelturnhalle in meiner Nähe, gerade bezogen. Doppelstockbetten im Karree gestellt, umhüllt von Stoff sollen eine Art Privatsphäre für die Familien schaffen. 400 Menschen sollen hier in zwei Turnhallen untergebracht werden, 200 sind bereits da, gekommen mit nichts, einige in Strümpfen.

28.10.16
Ich kann in der Nacht vor den Besuchen beim LAF (bisher LaGeSo) nicht so gut schlafen. 9 Uhr bin ich an der Turmstraße. Nadja wartet bereits, ihr Mann war schon seit 6 Uhr auf den Beinen, um eine möglichst gute Wartenummer zu erhalten. Unsere ist die 1158. Nach einer gründlichen Taschenkontrolle geht‘s in die 4. Etage. Eine große elektronische Tafel zeigt ca. 20 Wartenummern auf einmal, die sich jedoch ständig ändern, darunter eine 6-stellige Raumnummer, selbst für mich schwer zu erfassen. Wir starren alle Drei zwei Stunden lang wie gebannt auf die Tafel. Nadia ist blass, hat Kopfschmerzen. Ich stehe auf, laufe die langen Gänge entlang, Verhandlungen bei offenen Türen, geschäftige Mitarbeiter, Aktenwagen mit hunderten Akten darauf.

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